Das Traditionsgetränk
Ob Ebbelwoi, Äbbelwei, Apfelwoi, Äppler, Eppler oder Appelwoi - das „Stöffche" hat viele Namen. Schon in früheren Zeiten haben die Mundartdichter rund um Frankfurt unterschiedliche Schreibweisen für das Traditionsgetränk benutzt. So schrieb Friedrich Stoltze vom „Stoffche", und der Darmstädter Ernst Elias Niebergall gar von der „Brieh".
Da die Frankfurter ein goldiges Gemüt haben, lassen sie auch die Fremden, die „Eigeplackte", die „Messfremde" und die „Zugelaafene" bei ihnen am Tisch Platz nehmen. Bald werden sie in das Gespräch einbezogen, denn der Frankfurter „babbelt" gern. Mit „Ei gude - wo komme se denn her?" wird die nun abendfüllende Unterhaltung eingeleitet.
Folgende Gepflogenheiten sind zu beachten:
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Zunächst einmal „trinkt" der echte Stöffche-Genießer nicht, er „petzt" seinen Schoppe.
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Außerdem ist es wichtig, die Maßeinheiten zu kennen, denn hier wird in „Bembeln" gerechnet. Je nachdem, wie groß der Durst ist, kann man einen „ein Liter" Bembel oder auch „fünf Liter" Bembel bestellen. Das war nicht immer so. In früheren Zeiten war ein Bembel eine Maßeinheit und enthielt exakt acht Schoppen.
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Getrunken werden die Schoppen im „Gerippte". Dieses traditionelle Apfelweinglas mit Rautenmuster fasst 0,5 l, 0,3 l oder 0,25 l.
Kalorienarmer Durstlöscher
Wer hin und wieder zu tief in den Bembel schaut, den muss nicht gleich das schlechte Gewissen plagen. Im Gegensatz zu anderen alkoholischen Obstweinen liegt der Alkoholgehalt beim Apfelwein eher im unteren Bereich – bei rund 5 Prozent. Das ist vergleichbar mit Bier und halb so viel wie Traubenwein. 100 ml Apfelwein enthalten durchschnittlich nur 36 Kilokalorien. Auch für Diabetiker ist er mit 0,61 BE ein idealer Durstlöscher. Und wer dem Frieden nicht so ganz traut, der greife lieber zum „Gespritzten" – da ist von allem noch weniger drin!
Seine gute Bekömmlichkeit verdankt der Apfelwein seinem ausgewogenen Verhältnis der Mineralstoffe Kalium, Calcium und Magnesium, das im Körper eine basische Wirkung hervorruft. Der Ballaststoff Pektin unterstützt zudem die Verdauung, bindet Schadstoffe und schwemmt sie aus.
So wird's Stöffche gemacht
Die Vielfalt und die Qualität der Äpfel sind es, die einen guten Apfelwein ausmachen – und die richtige Herstellung: Je nach Gärungszeit entstehen verschiedene Arten des Apfelweins mit etwa 5 bis 6 Vol. % Alkohol. Grundsätzlich werden verschiedene Apfelsorten, die sich in Geschmack und Gehalt optimal ergänzen, miteinander gemischt.
Bevorzugtes Mostobst sind die säurehaltigen, älteren Sorten aus dem Streuobstanbau. Dazu gehören z. B. Boskoop, Wintergoldparmäne, Kaiser Wilhelm, Luiken, Schafsnase oder Bittenfelder. Diese Äpfel sind äußerlich weniger ebenmäßig als Tafelobst, dafür sind sie naturrein und enthalten besondere Inhaltsstoffe. Nur reife Äpfel eignen sich für die Herstellung. Sorten wie Gravensteiner haben meist schon Anfang September die nötige Süße von mindestens 45 Grad Oechsle Zuckergewicht. Bohnapfel oder Schafsnase zählen hingegen zu den späten Sorten und sollten meist erst im Oktober geerntet werden, da sie erst dann einen ausreichenden Fruchtzuckergehalt ausgebildet haben.
September: Ernte- und Keltersaison.
Verarbeitet werden frisch geschüttelte Äpfel aus der Region. Angefaulte und pilzbefallene Äpfel werden, soweit möglich, aussortiert. Die Äpfel werden in großen Bottichen mechanisch unter ständig fließendem Wasser gereinigt, gemahlen, in Perlontücher gepackt und mit einer hydraulischen Presse (Kelter) ausgepresst. Der frisch von der Kelter rinnende Saft nennt man „Süßer", eine Saftspezialität, die es nur zur Kelterzeit gibt. Nach etwa 2 Wochen, wenn es im Fass schon rumort, haben wir den „Rauscher", auch umgangssprachlich als „Federweißer" bezeichnet. Eine ganz besondere Spezialität für die Kenner des Apfelweins.
Die Mitglieder der Vereinigung der Äpfelweinwirte setzen sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ein. Schließlich schmeckt Hessens Kultgetränk nochmal so gut, wenn man es bewusst und maßvoll trinkt. Eine alkoholarme Alternative ist beispielsweise mit Wasser gespritzter Apfelwein. Auf Alkohol sollte in manchen Situationen gänzlich verzichtet werden, z.B. bei Schwangerschaft oder in Verbindung mit bestimmten Medikamenten.
Oberstes Gebot lautet: Kein Alkohol am Steuer! Sollte doch mal ein Gläschen konsumiert werden, darf die gesetzlich festgelegte Promillegrenze des Landes nicht überschritten werden.
In Maßen statt Massen
Das Deutsche Apfelweinmuseum in Frankfurt
Als Bürger oder Besucher des Rhein-Main-Gebietes sollen Sie den Apfelwein in Zukunft nicht nur trinken, sondern auch mit allen Sinnen erfahren können. Deshalb machen wir uns für ein Deutsches Apfelweinmuseum stark, das dort eine Heimat hat, wo der Apfelwein zu Hause ist – in Frankfurt am Main. Schließlich werden ja auch Bier und Wein in Museen entsprechend gewürdigt. Auf rund 600 Quadratmetern wollen wir Ihnen unser „Stöffche" und dessen unverzichtbaren Grundstoff, den Apfel, auf lebendige Art näherbringen. Sie sollen das Haus im Herzen von Frankfurt betreten und als Apfelwein-Experte wieder verlassen. Dazwischen liegen fünf „Welten", in denen Sie Ihr Wissen und den Apfelsaft testen, den Siegeszug des Apfelweins nachvollziehen, alte Saftpressen und Werkzeuge bestaunen, den eigenen Bembel töpfern, internationale und exotische Apfelwein-Produkte kennen lernen und schließlich in einer typischen Apfelweinwirtschaft Platz nehmen.